Schleudertrauma

(Beschleunigungsverletzung, HWS Distorsion, non contact trauma, etc.)

» in der Regel durch Auffahrunfall von hinten, aber auch durch Frontalkollision

Was muss ich bei Verletzungen beachten?

Ein „Schleudertrauma“ folgt einem Auffahrunfall auf den eigenen Wagen durch einen Wagen von hinten. Auch Frontalkollisionen und Seitkollisionen können dieselben/ähnliche Instabilitätssymptome hinterlassen.

Auch wenn man zunächst keine Beschwerden hat… das kann folgen.

1.

Fotos machen

Fotos vom Unfall machen/lassen
Bei sichtbaren Verletzungen, z. B. Hämatomen » Foto der verletzen Körperteile
Autonummer aufschreiben
Führerschein, Fahrzeugschein kontrollieren, evtl. fotografieren
Hat der Unfallverursacher ein Fahne?

2.

Polizei rufen

im Zweifelsfall: Begründung liefern: Körperverletzung, Fahne, unklare Papiere, unzutreffende Beschuldigungen durch den Unfallverursacher und bei Beschwerden auf jeden Fall!
Typischerweise: HWS Beschwerden, Kopfschmerzen, sonstige Rückenschmerzen, Gurtprellungen, aber auch Schwindel, Übelkeit treten ganz oft mit Verzögerungen auf, zunächst überlagert durch den Unfall-Schock.
Falls das Krankenhaus angefahren wird, damit rechnen, dass nur das Nötigste geschieht!

3.

Zeitnahe Röntgenuntersuchung

nicht nur Halswirbelsäule in zwei Ebenen sondern auch sogenannte Funktionsaufnahmen
diese werden oft nicht gemacht, ggfs. frühzeitig nachholen!

4.

Funktionsaufnahmen

Folgende Funktionsaufnahmen machen Sinn:

Zwei seitliche HWS-Aufnahmen in maximaler Vor- und maximaler Rückneigung
Drei HWS-Aufnahmen durch den offenen Mund » Zielaufnahme des Dens in Neutralstellung des Kopfes(Kopf gerade), dann maximaler Seitneigung nach rechts und links (=sog. Sandberg-Aufnahmen/ Aufnahmetechnik aus den 1950er Jahren)

Nur mit diesen Bildern kann eine Instabilität festgestellt oder ausgeschlossen werden.

5.

Kernspintomographie

Falls eine Kernspintomographie (=MRT) gemacht werden muss nicht nur MRT HWS machen lassen, sondern auch MRT Kopfgelenke.

Bei MRT HWS werden die ersten zwei Halswirbel nicht vollständig abgebildet und nur in einer (=sagittal), gel. auch mal in zwei von drei Einstellungen untersucht. Das reicht nicht aus.
Nur bei dem Auftrag „MRT Kopfgelenke“ werden die beiden ersten Wirbel richtig, in drei Ebenen untersucht!

Dabei ist es sehr wertvoll, wenn man eine sog. fettgesättigte T2 Gewichtung (T2 fatsat) macht. Bei dieser Untersuchung sind das Fett sowie die Knochen- und Muskelstrukturen dunkel, alles was hell ist, kann Flüssigkeiten zugeordnet werden, womit man Blutungen sehr, sehr sicher identifizieren kann. Die sog. fatsat-Aufnahme wird so gut wie nie gemacht.

Aber: auch diese Untersuchung kann zu wenig sein…

6.

Funktions-MRT

Nur im „Funktions-MRT kann die Stabilität der Kopfgelenke beurteilt werden.

Funktions-MRTs werden in Deutschland kaum gemacht. Die gängigste Untersuchung findet im sog. Upright – MRT statt. Dabei sitzt man in der MRT-Spule und bewegt den Kopf nach den Anweisungen der Radiologie in verschiedene Richtungen. Erst dabei zeigen sich Instabilitäten, die durch unfallbedingte Bandverletzungen an den Kopfgelenken verursacht sein können. Entscheidend kann hier sein, ob sich der Dens (=Zahn des 2. Halswirbels) dem Myelon (= Halsrückenmark) stark nähert, oder diese sogar berührt. Ein derartiger Befund erklärt neurovegetative Störungen, weil im unteren Stammhirn und oberen Halsrückenmark die Zentren oder wichtige Schaltstellen der neurovegetativen Regulation sitzen:
Hören, Sehen, Gleichgewicht, Schlaf-/Wachrhythmus, Koordinations-, Konzentrations- Merkfähigkeit…
U. a. kann man sich dann auch in die Position begeben, in der die geklagten Beschwerden auftreten und dadurch die Beschwerden erklären.

7.

Erste Behandlungsschritte

Cervikalstütze mit Klettverschluß
unbedingt im Sanitätshaus holen, Anprobieren! Es gibt verschiedene Modelle… die Mitarbeiter des Sanitätshauses sind verpflichtet, diese Cervicalstützen anzuprobieren und tun das in der Regel auch. In Apotheken entfällt dies oft, schon wegen der ungenügenden Ausbildung der Apothekenmitarbeiter. Man merkt ganz schnell, ob diese Stützen helfen – oder nicht. Man darf die Nutzung variieren und auch verschieden fest einstellen, je nach Belastung der Halswirbelsäule und des Kopfes.
Also: zuerst auf jeden Fall bei Auto- oder Fahrradfahrt oder schnelleren Bewegungen. Weniger in Ruhe und im Liegen. Bei Fällen, in denen die Cervikalstütze auch nachts Besserungen der Beschwerden bringt, kann von einer schwereren Verletzung ausgegangen werden.
Gängige Schmerzmittel, Paracetamol, Ibuprofen, Novamin…
Arbeitsunfähigkeit bescheinigen lassen

8.

Weitere Behandlungsschritte

Krankengymnastik / Physiotherapie: zu Anfang unwichtig und eher kontraproduktiv. Auf keinen Fall Mobilisierung!!! Höchstens: vorsichtige Stabilisierung. Sofort abbrechen, wenn die Beschwerden sich verstärken! => Ruhe!
alternative Behandlungsansätze sind stark an die Möglichkeiten der jeweiligen Therapeuten oder Therapeutinnen gebunden. Es empfiehlt sich, „rumzuhören“, wer welche Erfahrung, mit welcher Therapie und mit welchen Therapeuten/Therapeutinnen gemacht hat:
- Akupunktur oder Neuraltherapie,
- Atlastherapie nach Arlen,
- Craniosacraltherapie / Osteopathie,
- HWS-Komplextherapie mit Mikronärstoffen nach Kuklinski („Das HWS – Trauma“)
- Kiefergelenksbehandlung (sog. CMD-Behandlung),
- Ozon- Sauerstoffbehandlung, evtl. hyperbare Sauerstofftherapie in der Druckkammer,
- Homöopathie, Phytotherapie, Entschlackungstechniken,
- Entspannungstechniken (autogenes Training Meditation/Yoga, Tai Chi,

Zu 4-6: man muss damit rechnen, dass sowohl Unfallärzte, als auch radiologische Fachärzte zu diesen Punkten nur begrenzte Kenntnisse haben.

Informationen sind weitgefächert in dem Buch „Beschleunigungsverletzung der Halswirbelsäule von Graf, Grill, Wedig (HRSG.) Steinkopf-Verlag 2009 mit 61 Einzeldarstellungen zu finden.